Wem die Gefechte in Gaza nutzen
Moderne Raketen, neue Machtverhältnisse in Nahost und
die Ablenkung von innenpolitischen Problemen: Wie ein schwelender
Konflikt plötzlich eskaliert ist.
© REUTERS/Mohammed Salem

In Gaza-Stadt, 21. November 2012
Wie konnte es so weit kommen?
Steffen Richter

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Steffen Richter ist Redakteur im Ressort Politik bei ZEIT ONLINE. Seine Profilseite finden Sie hier.
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Am 14. November tötete die israelische Armee den Militärchef der Hamas – nur wenige Stunden zuvor war eine Waffenruhe zwar nicht unterschrieben, immerhin aber ausgehandelt worden. Am 15. feuerte die Hamas eine weiterreichende Rakete auf Tel Aviv, ein Ereignis, das es zuletzt während des Golfkriegs 1991 gegeben hatte. Laut dem radikalen Palästinensischen Islamischen Dschihad handelte es sich bei den Raketen für größere Distanzen um Fajr-5 aus iranischer Produktion. In der Folge wurden innerhalb einer Woche aus dem Gazastreifen heraus mehr als 1.500 Raketen auf Israel abgefeuert, die israelische Armee bombardiert seither zahlreiche Ziele in dem Palästinensergebiet. Mehr als 130 Menschen starben im Gazastreifen, fünf in Israel. 1.000 Menschen wurden verletzt, die meisten von ihnen Palästinenser.
Was will die Hamas?
Im Gazastreifen steckt die Hamas als regierende Organisation in einem Dilemma. Zum einen tut ihr militärischer Arm nicht immer das, was der politische sagt, vor allem aber gibt es in Gaza rivalisierende Brigaden wie der Palästinensische Islamische Dschihad oder kleinere Salafisten-Gruppen, die noch dogmatischer und anti-israelischer sind als die Hamas. Diese Brigaden gelten auch als primär verantwortlich für den Raketenbeschuss auf Israel. Hamas hatte diesen nach Ende des Krieges 2009 meist zu unterbinden versucht.

Israel
und die radikalislamische Hamas im Gazastreifen haben sich nach
ägyptischen Vermittlungen auf eine Waffenruhe geeinigt – es ist bereits
der zweite Anlauf. [Video kommentieren]
Offenbar bestärkt in dieser Haltung hat die Organisation die Tatsache, dass sich seit dem letzten großen israelischen Gaza-Einsatz 2008/2009, in dem 1.400 Palästinenser und 13 Israelis starben, zwei elementare Dinge geändert haben. Erstens hat der Arabische Frühling Nahost politisch umgekrempelt – in Ländern wie Ägypten herrschen jetzt fromme Muslimbrüder, die der Hamas ideologisch nahestehen. Zweitens haben die Hamas und andere Gaza-Milizen inzwischen bessere und gefährlichere Waffen.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-11/gaza-israel-aegypten-iran
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