Angst vor IslamistenSyriens Christen fliehen aus Furcht vor den Rebellen
Donnerstag, 02.08.2012, 10:06
Die Gewalt in Syrien treibt die christliche
Minderheit aus dem Land. Aber nicht aus Angst vor Staatschef Assad,
sondern vor den Rebellen. Die Christen befürchten, dass Islamisten das
Ruder übernehmen, sollte Assad stürzen.
Bis zuletzt hat Um George gehofft, in Aleppo bleiben zu können. Aber als Regierungstruppen am Wochenende eine Großoffensive gegen die Rebellen
starteten, blieb ihr wie Tausenden anderen nur noch die Flucht aus der
syrischen Wirtschaftsmetropole. „Es gab kein Strom, kein Gas, kein
Benzin und kein Telefon mehr. Brot war auch nicht zu bekommen“, erzählt
die 70 Jahre alte in der libanesischen Hauptstadt Beirut, wo sie bei
Verwandten untergekommen ist. Ihren wahren Namen will die Witwe nicht
veröffentlicht sehen – Um George (Georges Mutter) nennt sie sich.
„Ich fürchte, mein Haus in Aleppo werde ich nie wiedersehen“, sagt sie. Doch nicht nur das macht ihr große Sorgen. Um George ist Christin, und die Lage in Syrien weckt in ihr böse Erinnerungen. „Ich hasse es, ein Flüchtling zu werden“, klagt sie. Hinter ihr an der Wand hängt ein Bildnis der Jungfrau Maria. „Das gleiche ist mit den Christen im Irak geschehen. Als Präsident Saddam Hussein gestürzt wurde, mussten sie ihre Heimat verlassen.“ Schätzungen zufolge floh damals die Hälfte aller Iraker christlichen Glaubens ins Ausland.
Dies alles hat auch Misstrauen gegen sie geweckt: Unbestätigten Berichten zufolge sind in Syrien bereits Christen und Kirchen das Ziel von Angriffen geworden. Aleppos chaldäisch-katholischer Bischof Antoine Audo warnte vor Gewalt gegen Minderheiten im Land. Auch UN-Generalsekretär betonte jüngst die religiösen Dimensionen des Konflikts.
„Ich fürchte, mein Haus in Aleppo werde ich nie wiedersehen“, sagt sie. Doch nicht nur das macht ihr große Sorgen. Um George ist Christin, und die Lage in Syrien weckt in ihr böse Erinnerungen. „Ich hasse es, ein Flüchtling zu werden“, klagt sie. Hinter ihr an der Wand hängt ein Bildnis der Jungfrau Maria. „Das gleiche ist mit den Christen im Irak geschehen. Als Präsident Saddam Hussein gestürzt wurde, mussten sie ihre Heimat verlassen.“ Schätzungen zufolge floh damals die Hälfte aller Iraker christlichen Glaubens ins Ausland.
Christlicher Verteidigungsminister bei Bombenanschlag getötet
In Syrien machen die Christen etwa zehn Prozent der 22 Millionen überwiegend muslimischen Einwohner aus. Sie sind die älteste Bevölkerungsgruppe in dem Land. Unter dem seit zwölf Jahren regierenden Regime von Präsident Baschar el-Assad haben sie Glaubensfreiheit genossen. Einige Christen bekleiden auch hohe Ämter im Staat – wie Verteidigungsminister Daud Radscheha, der im vergangenen Monat bei einem Bombenanschlag in Damaskus getötet wurde.Dies alles hat auch Misstrauen gegen sie geweckt: Unbestätigten Berichten zufolge sind in Syrien bereits Christen und Kirchen das Ziel von Angriffen geworden. Aleppos chaldäisch-katholischer Bischof Antoine Audo warnte vor Gewalt gegen Minderheiten im Land. Auch UN-Generalsekretär betonte jüngst die religiösen Dimensionen des Konflikts.
„Die, die Assad bekämpfen, sind auch nicht besser“
Den Aufstand gegen Assad betrachtet Um George wie viele Syrer christlichen Glaubens mit gemischten Gefühlen. Sie befürchten eine Machtübernahme von Islamisten. Nicht alle Rebellen, die gegen das Regime kämpfen, seien aus Syrien, sagte die 70-Jährige. „Ich habe einige von ihnen gesehen, als ich Aleppo verließ. Ihr Akzent war nicht syrisch.“ Verbittert stellt sie fest: „Halb Aleppo ist zerstört. Die Rebellen und die Regierungstruppen machen die Stadt kaputt und die Zivilisten bezahlen dafür den Preis.“
Wenn es um die Verantwortung für die Gewalt in
Syrien geht, ist Um George sehr vorsichtig. Zwar kritisiert sie Assad,
weil dieser nicht die versprochenen Reformen umgesetzt habe. „Aber
diejenigen, die ihn bekämpfen, sind auch nicht besser“, fügt sie
geschwind hinzu. Dass die Opposition den religiösen Minderheiten eine
sichere Zukunft nach der Ära Assad verspricht, beruhigt Um George nicht.
„Die Opposition selbst ist gespalten. Wie soll sie dann ein Land mit
verschiedenen religiösen und ethnischen Gruppen einen?“
mp/dpa
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