EU bietet moralische Hilfe, aber keine Waffen
Im Umgang mit dem wankenden Assad-Regime konnten sich die
EU-Staatschefs nicht auf eine härtere Gangart einigen. Angela Merkel
hält am Waffenembargo fest, die Außenminister sollen "Optionen
ausloten". Von Silke Mülherr
Foto: dapd
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Entscheidung vertagt, aber gute Absichten beteuert – dieses Fazit lässt sich nicht nur zu den Ergebnissen des EU-Gipfels
im Hinblick auf die Wirtschafts- und Währungsunion ziehen. Es trifft
offenbar auch auf die Debatte der Regierungschefs zum Thema Syrien zu.
Die Staats- und
Regierungschefs der EU forderten zwar erneut den Rücktritt von Syriens
Staatspräsident Baschar al-Assad, denn: "Die Zukunft des
Bürgerkriegslandes kann nur ohne Assad stattfinden", so Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag nach dem Ende der Beratungen des EU-Gipfeltreffens in Brüssel.
Aber zu
konkreten Schritten konnte man sich offenbar nicht durchringen. Eine
Aufweichung des Waffenembargos sei jedenfalls nicht debattiert worden,
sagte die Bundeskanzlerin.
"Alle Optionen" werden geprüft
Über dieses
Nicht-Ergebnis konnten auch die Versicherungen von Gipfelchef Hermann
van Rompuy nicht hinwegtäuschen. Die Herausforderung im
sicherheitspolitischen Bereich seien gestiegen, und so müssen auch
EU-Staaten mehr Verantwortung übernehmen. "Europa wird denen zur Seite
stehen, die gegen Unterdrückerregime kämpfen", so der Präsident des
Europäischen Rates. Akuter Tatendrang war aus seinen Worten allerdings
nicht herauszulesen.
Die
Regierungschefs konnten sich lediglich darauf einigen, dass die
EU-Außenminister "alle Optionen" zu Gunsten der syrischen Opposition
prüfen sollten. Das ist ein mageres Ergebnis, gemessen daran, dass noch
zu Beginn der Woche der Zusammenschluss der Oppositionskräfte von den
EU-Außenministern als Ansprechpartner des syrisches Volkes aufgewertet
worden war.
Cameron drängt zu mehr Mut
So zeigte sich
am Ende des Gipfels auch einer enttäuscht, der bereits im Vorfeld zu
mehr Mut in der Syrien-Frage gedrängt und Waffenlieferungen an die
Aufständischen ins Gespräch gebracht hatte: der britische Premier David
Cameron. Nach den Beratungen warnte er die EU-Partner vor weiterer,
gefährlicher Passivität im Syrien-Konflikt. "Die Lage vor Ort ist
wirklich fürchterlich und verschlimmert sich weiter", so Cameron.
Untätigkeit und Gleichgültigkeit seien keine Optionen.
Der Konflikt
zwischen der Assad-Regierung und den syrischen Rebellen dauert nun schon
seit März 2011 an. Laut Angaben von Aktivisten sollen dabei mehr als
43.000 Menschen getötet worden sein. Die von der EU gegen das
Assad-Regime verhängten Sanktionen konnten die Kräfteverhältnisse nicht
entscheidend beeinflussen. Zu weitergehenden Schritten in der Frage
fehlte den Staatschefs nach dem Marathon-Gipfel in Brüssel aber offenbar
der Mut – oder die Kraft.
Mindestens 16 Menschen durch Autobombe getötet
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Quelle: Reuters
Nach Angaben des TV-Sender
"Al-Manar" wurden 25 weitere Personen, darunter Frauen und Kinder,
verletzt. In der Gegend Katana versuchen die Truppen von Baschar
al-Assad die Rebellen zurückzudrängen.http://www.welt.de/politik/ausland/article112027612/EU-bietet-moralische-Hilfe-aber-keine-Waffen.html
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