Schlesien ist und bleibt deutsch! st.pn bekennt sich zu Schlesien!
Fahne Oberschlesien
(kreuz.net) Am 15. Juli 1921 beschwor der schlesische Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann († 1946)
in einer Kundgebung der Parteien des Reichstages in der Berliner Philharmonie den Alliierten Rat, das
Ergebnis der Volksabstimmung zu achten und Oberschlesien nicht zu teilen.
Hauptmann warnte vor einem neuen Weltbrand, wenn das Votum der Oberschlesier mißachtet würde. Sein Appell blieb ungehört.
Die Aufstände waren von Polen aus inszenierte Gewaltakte
Der Leidensweg der Oberschlesier begann schon bald nach Bekanntwerden der Friedensbedingungen der Siegermächte des Ersten Weltkriegs am 7. Mai 1919.
Darin war eine Abtretung der Provinz an Polen vorgesehen. Die Empörung in Oberschlesien war groß.
Vor allem in den großen Städten kam es zu Massenkundgebungen der deutschen Bevölkerung.
Auf Betreiben des britischen Premierministers David Lloyd George († 1945) gelang es danach – gegen den Widerstand Frankreichs und trotz polnischer Proteste – in Artikel 88 des Versailler Vertrages eine Volksabstimmung in einem Großteil Oberschlesiens aufzunehmen.
Die polnische Seite hatte kein Vertrauen in die geplante Abstimmung. Sie versuchte deshalb, in drei so genannten Aufständen vollendete Tatsachen zu schaffen.
Der oft gebrauchte Begriff „Aufstände“ ist falsch.
Denn es handelte sich nicht um Volkserhebungen polnisch gesinnter Oberschlesier, sondern um von polnischem Staatsgebiet aus inszenierte Aggressionsakte, die sich gegen das Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung richteten.
Der Oberagitator war Wojciech Korfanty
Auf seiten der Polen profilierte sich Wojciech Korfanty († 1939) – einer der vier aus Oberschlesien stammenden Reichstagsabgeordneten – in der Rolle des Agitators und Organisators der polnischen Gewalt auf deutschem Boden.
Schon während der Beratungen über den Friedensvertrag stand er mit dem polnischen Verhandlungsführer in Paris, Roman Dmowski († 1939), in enger Verbindung.
Am 28. Dezember 1919 ernannte ihn die Warschauer Regierung zum Leiter der polnischen Abstimmungskampagne.
Kurz vor dem Überfall der polnischen Truppen auf deutsches Reichsgebiet am 2. Mai 1921 erhielt er von dem polnischen Verteidigungsminister Kazimierz Sosnkowski († 1969) die Vollmacht, allein über Beginn und Verlauf der Aktion zu entscheiden.
Korfanty widersetzte sich zunächst den Forderungen nach einem offenen Waffengang, da er auf einen Wahlsieg hoffte.
Dies änderte sich erst nach der Abstimmungsniederlage.
Das Plebiszit wird vorbereitet
Beide Seiten richteten Ende 1919 ihre Plebiszitkommissariate ein, aus denen heraus die Kampagnen geführt wurden.
Korfanty tat dies von Beuthen aus. Kurt Urbanek († 1973), sein deutscher Widerpart, ließ sich in Kattowitz nieder.
Von Beginn an bestand eine enge Kooperation Korfantys mit dem Oberkommando der Zweiten Polnischen Armee im grenznahen polnischen Sosnowitz, das für die Operationen in Oberschlesien zuständig war.
Der erste Aufstand – die Bevölkerung macht nicht mit
Schon zwei Tage nach Unterzeichnung des Versailler Vertrages am 28. Juni 1919 plante die polnische Führung einen Einmarsch in Oberschlesien, wurde aber von Korfanty noch davon abgebracht.
Das Unternehmen sollte aber am 17. und 18. August 1919 nachgeholt werden. Es wurde aus Warschau jedoch mit Rücksicht auf die Weltmeinung im letzten Moment gestoppt.
Aufgrund einer Übermittlungspanne kam diese Nachricht nicht in der Beuthener Kommandozentrale an.
Die in Oberschlesien stehenden Aufständischen mußten ohne Unterstützung aus Sosnowitz losschlagen („1. Aufstand“).
Es war vorgesehen, die Kreise Kattowitz, Beuthen, Hindenburg, Rybnik und Tarnowitz zu besetzen, was auch teilweise gelang.
Deutsche Ordnungskräfte konnten aber schon am 20. August die eingenommenen Gebiete befreien.
Der Mißerfolg war aber nicht allein auf die ausgebliebene Unterstützung aus Polen zurückzuführen.
Entscheidend war vielmehr die fehlende Mitwirkung der Bevölkerung, die sich auch daran störte, daß die Kommandozentrale, wie auch die Führer der operativen Einheiten, zumeist mit Polen aus der Provinz Posen besetzt waren.
Die Franzosen lassen die Polen wüten
Als der Versailler Vertrag am 10. Januar 1920 in Kraft trat, zogen alliierte Besatzungstruppen in das Abstimmungsgebiet ein, nämlich 13.000 Franzosen, 2.000 Italiener und 1.000 Briten.
Die deutschen Sicherheitskräfte bestehend aus Grenzschutz, Polizei und Militär mußten im Gegenzug abgezogen werden.
Lediglich eine deutsche Sicherheitspolizei von 3.500 Mann wurde geduldet.
Diese Truppe war nicht geeignet, die Bevölkerung vor dem sich steigernden Terror polnischer Banden zu schützen.
Die französische Besatzung erwies sich zudem als sehr tolerant gegenüber polnischer Gewalt, überließ den Aufständischen sogar Handgranaten und Schußwaffen und duldete die Waffenzufuhr aus Polen.
Deshalb kam es am 17. August 1920 vor dem Gebäude des französischen Kreiskontrolleurs in Kattowitz zu der bislang größten deutschen Demonstration.
Als in die Menge geschossen und eine Handgranate geworfen wurde, gab es zehn Tote und viele Verletzte.
Obwohl die Täter nicht ermittelt werden konnten, kam es zu massiven Ausschreitungen gegen Polen mit polnischen Opfern.
Der zweite Aufstand mit Hilfe polnischer Truppen
Die Aufständischen nahmen dies zum Anlaß für einen neuen Waffengang.
Korfanty, der immer noch Zurückhaltung üben wollte, geriet durch die Ereignisse und durch das Oberkommando in Sosnowitz so unter Druck, daß er den Einsatz der polnischen Verbände anordnete, die diesmal auch durch Einheiten aus Polen unterstützt wurden.
Der sogenannte zweite polnische Aufstand erfolgte in der Nacht vom 17. und 18. August 1920.
Die Alliierten blieben bis auf die Italiener im Raum Ratibor weitgehend passiv. Sie sicherten lediglich die Zugänge in die großen Städte mit Panzersperren ab.
Soweit die deutsche Bevölkerung nicht dahin fliehen konnte, war sie Mord, Brandschatzung und Plünderung ausgesetzt.
Die polnischen Verbände eroberten schnell weite Gebiete.
Der eklatante Bruch des Versailler Vertrages setzte Frankreich unter Druck der Verbündeten.
Auch Korfanty fürchtete wiederum die Meinung der Weltöffentlichkeit.
Gegen den Widerstand seiner Insurgentenführer befahl er am 24. August die Beendigung des „Aufstands“.
Die Franzosen unterstützen den polnischen Terror
Der Vorsitzende der Interalliierten Kommission, der französische General Henri Le Rond († 1949), löste gleichzeitig die deutsche Sicherheitspolizei auf und setzte dafür eine ihm unterstellte paritätisch besetzte Abstimmungspolizei ein.
Polnische Waffenlager ließ er unangetastet.
Trotz wiederholten Vorgehens gegen den deutschen Selbstschutz und seiner weitgehenden Entwaffnung konnte sich dieser festigen.
Er nahm den Kampf gegen schwadronierende polnische Einheiten – vor allem die Hajok-Banden – auf.
Diese hatten sich zum Ziel gesetzt, die deutsche Bevölkerung durch Gewalt einzuschüchtern.
Die Abstimmung wird manipuliert
Die Abstimmung war für den 20. März 1921 vorgesehen.
Auf polnisches Betreiben wurden dreieinhalb Landkreise Oberschlesiens von der Abstimmung ausgeschlossen – nämlich die Kreise Neiße, Grottkau, Falkenberg und der westliche Kreis Neustadt.
Denn hier war mit einem hundertprozentigen Erfolg der Deutschen zu rechnen.
Stimmberechtigt war jede Person, die am 1. Januar 1921 das 20. Lebensjahr vollendet hatte.
Die Berechtigten wurden in vier Kategorien eingeteilt.
Wer dort geboren war, konnte abstimmen, auch wenn er nicht mehr in dem Gebiet wohnte.
Die Polen setzten durch, daß auch jene stimmberechtigt waren, die vor dem 1. April 1904 in Oberschlesien Wohnsitz hatten – selbst wenn sie als Illegale ausgewiesen waren.
Dies kam den vielen polnischen Fremdarbeitern zugute.
Die Abstimmungs-Parolen
Je näher der Abstimmungstermin heranrückte, desto mehr steigerte sich die Propaganda auf beiden Seiten.
Korfanty versuchte, die Menschen mit klassenkämpferischen Argumenten zu überzeugen.
Auch die religiöse Karte wurde mit Hinweis auf das evangelische Berlin gezogen.
Der Polen-Führer versprach eine Landreform und die berühmte Kuh.
Die gegen die deutschen Gutsbesitzer gerichteten Ziele sollten bei polnischen Landarbeitern verfangen, während im Industriegebiet gegen die Ausbeutung durch deutsche „Schlotbarone“ gewettert wurde.
Dies erzielte Wirkung bei polnischen Arbeitern, die in großer Zahl nicht nur in das Ruhrgebiet eingewandert waren, sondern sich auch in Oberschlesien niedergelassen hatten.
Die deutsche Seite entgegnete mit nationalen Argumenten und dem Hinweis auf das Elend in dem wenig entwickelten Polen.
Polen verliert die Abstimmung
Das Abstimmungsergebnis brachte – bei einer Stimmbeteiligung von 97,7 Prozent – für Deutschland 707.500 Stimmen (59,7 Prozent) und 478.800 Stimmen für Polen (40,3 Prozent).
Polen hatte sich mehr erhofft. Denn es ging davon aus, daß dort, wo bei einer Volkszählung Wasserpolnisch als Umgangssprache angegeben worden war, auch polnisch abgestimmt würde.
Diese einfache Sprache, die vor allem unter Landarbeitern und in den Vororten der großen Städte unter polnischen Zuwanderung der Verständigung bei der Arbeit diente, enthielt zu einem gewissen Teil Elemente der deutschen und der tschechischen Sprache.
60 bis 70 Prozent der Wörter wurden deshalb auch von Polen nicht verstanden.
Meist blickten sie hochmütig auf dieses Wasserpolnisch herab.
Auch die ethnische Zugehörigkeit war nicht allein maßgeblich für das Abstimmungsverhalten. Teilweise ging sogar ein Riß durch die Familien.
Polnische Waffen gegen das Abstimmungsergebnis
Korfanty legte den Alliierten schon am 22. März 1921 seinen Teilungsplan vor, der 59,1 Prozent des Abstimmungsgebiets – auf dem 70,1 Prozent der Bevölkerung wohnte – für Polen vorsah.
Er steigerte den Psychoterror erheblich, um die Bevölkerung aufzuhetzen.
Der Polen-Führer rief zur Gewalt auf und behauptete, die „Schlotbarone“ wollten Oberschlesien vernichten: Nur Pleß und Rybnik sollten an Polen fallen.
Die Warschauer Regierung übertrug Korfanty die Verantwortung für den Truppeneinsatz, hielt sich selber aber offiziell zurück, unterstützte ihn aber weiter mit Waffen und Truppen.
In der Nacht vom 2. und 3. Mai schlugen Polen im „3. Aufstand“ los.
Reguläre polnische Armeeeinheiten aus Sosnowitz vereinigten sich mit Aufständischen zu einer Streitmacht von 60 bis 80.000 Mann.
Unter dem Einsatz von Panzer- und Artillerie-Einheiten wurde das Land innerhalb weniger Tage bis zur „Korfanty-Linie“ besetzt.
Die Alliierten ließen – bis auf die Italiener – die Polen weitgehend gewähren. Sie errichteten nur Panzersperren vor den großen Städten.
Die britische Regierung verstärkte ihr Kontingent Mitte Mai um sechs Bataillone.
Die Briten durchschauen die polnische Taktik
Korfanty war aber insbesondere über eine Rede des britischen Premiers Lloyd George am 13. Mai vor dem Unterhaus besorgt.
George warf Polen vor, vollendete Tatsachen zu schaffen und sagte:
„Vom geschichtlichen Standpunkt hat Polen nicht das geringste Recht auf Oberschlesien, da dessen polnischer Bevölkerungsanteil erst durch neuzeitliche Einwanderung aufgrund von Arbeitsgelegenheiten entstand.“
Er unterstrich das Recht der Deutschen, sich zu verteidigen und fügte hinzu:
„Es ist unerträglich einem Vorschlag zuzustimmen, der zwei Millionen Deutsche unter Verwaltung eines Volkes stellt, das in der Geschichte gezeigt hat, daß es sich noch nicht einmal selbst regieren kann.“
Und: „Das muß zu einem neuen Krieg führen.“
Deutsche Freiwillige strömen nach Oberschlesien
Die Hiobsbotschaften über die Not der Deutschen bewirkten, daß viele Freiwillige in Freikorps nach Oberschlesien strömten.
In einer nächtlichen Aktion am 21. Mai 1921 griffen Freikorps mit 3.000 Mann die auf dem Annaberg verschanzten Polen an und konnten sie bereits am selben Tag von dort vertreiben.
Dieser Sieg hatte großen symbolischen Wert und verstärkte den Zerfallsprozeß der polnischen Einheiten.
Diese hatten schon vorher unter Disziplinlosigkeiten gelitten, vor allem bei den als Söldner bezahlten Kräften.
Obwohl größere polnische Verstärkungen herangeführt wurden, einschließlich Artillerie und Minenwerfer, mußten sich die polnischen Verbände immer schneller zurückziehen.
Die Alliierten unterstützen die polnische Minderheit
Die Alliierten ordneten angesichts dieser Lage den Rückzug der deutschen Einheiten an.
Um dem Nachdruck zu verleihen, zogen sie die Absperrungen um Tarnowitz ab, in das daraufhin polnische Insurgenten eindringen und Greuel an der deutschen Bevölkerung anrichten konnten.
Der deutsche Vormarsch wurde danach gestoppt.
Warschau hatte Korfanty mit Blick auf die Weltöffentlichkeit schon am 24. Mai zur Beendigung des Aufstands aufgefordert.
Die Alliierten bestimmten, daß sowohl die polnischen wie auch die deutschen Verbände das Abstimmungsgebiet bis zum 5. Juli zu verlassen hätten.
Die polnische Minderheit siegt auf der ganzen Linie
Die deutsche Hoffnung, daß das Abstimmungsergebnis anerkannt würde, erfüllte sich nicht.
Auf Betreiben Frankreichs, das an einer Schwächung Deutschlands interessiert war, wurde auf Beschluß des Völkerbundes das wichtigste Industriegebiet Polen zugesprochen.
Deutschland verlor 3.214 Quadratkilometer – das waren 29 Prozent – des Abstimmungsgebiets und 996.500 – also 46 Prozent – der 2.212.700 Einwohner.
Selbst Kattowitz, das mit 85 Prozent für Deutschland votiert hatte, ging verloren.
Polen erhielt 85 Prozent der Kohlenvorräte und 75 Prozent aller Industrieanlagen.
Lloyd George hatte sich gegenüber Frankreich und den USA nur sehr begrenzt durchsetzen können.
Ein Rechtsbruch
Nachdem die Abtretung Ostoberschlesiens am 15. Juni 1922 vollzogen war, begann für die Deutschen eine schlimme Zeit der Diskriminierung.
Zehntausende wurden ausgewiesen oder flohen vor der polnischen Unterdrückung.
Am 30. Mai 1922 tagte der Reichstag unter einer riesigen schlesischen Flagge mit Trauerflor.
Nachdem er sich einer Rechtsverwahrung angeschlossen hatte, erklärte der oberschlesische Abgeordnete, Prälat Karl Ulitzka, für das Zentrum:
„Die Entscheidung über Oberschlesien ist und bleibt ein Rechtsbruch, politisch eine Torheit und wirtschaftlich ein Verbrechen.“
Welcher Gegensatz zu dem fast einhelligen Applaus des Deutschen Bundestags 1990, nachdem er der Abtretung Ostdeutschlands zugestimmt hatte.
Merkwürdig ist auch die polnische Erinnerung an die Kämpfe in Oberschlesien.
Das jährliche Gedenken ist noch immer eine Heldenverehrung für die polnischen Aufständischen, die Tausenden den Tod gebracht hatten.
Beklagenswert ist auch der Umgang mit den Ereignissen in Oberschlesien in Deutschland.
Im Schlesischen Museum zu Görlitz wird Korfanty geradezu als Opfer dargestellt.
Zu ihm heißt es lediglich: „Da er die Wiederherstellung Polens unter Einschluß aller von Polen besiedelter Gebiete wollte, war er Zielscheibe deutscher Propaganda.“
Die Darstellung geschichtlicher Fakten stellt man sich anders vor.
Der Verfasser ist Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien.
http://www.kreuz.net/article.12944.html
Fahne Oberschlesien
„Das muß zu einem neuen Krieg führen“
Schlesien ist immer noch eine offene Wunde in
der deutschen Geschichte: Vor neunzig Jahren wurde das demokratische
Selbstbestimmungsrecht der Völker mißachtet. Von Rudi Pawelka.
Flüchtlingsfamilie im Januar 1945 in Oberschlesien
© Deutsches Bundesarchiv (German Federal Archive), CC
© Deutsches Bundesarchiv (German Federal Archive), CC
Hauptmann warnte vor einem neuen Weltbrand, wenn das Votum der Oberschlesier mißachtet würde. Sein Appell blieb ungehört.
Die Aufstände waren von Polen aus inszenierte Gewaltakte
Der Leidensweg der Oberschlesier begann schon bald nach Bekanntwerden der Friedensbedingungen der Siegermächte des Ersten Weltkriegs am 7. Mai 1919.
Darin war eine Abtretung der Provinz an Polen vorgesehen. Die Empörung in Oberschlesien war groß.
Vor allem in den großen Städten kam es zu Massenkundgebungen der deutschen Bevölkerung.
Auf Betreiben des britischen Premierministers David Lloyd George († 1945) gelang es danach – gegen den Widerstand Frankreichs und trotz polnischer Proteste – in Artikel 88 des Versailler Vertrages eine Volksabstimmung in einem Großteil Oberschlesiens aufzunehmen.
Die polnische Seite hatte kein Vertrauen in die geplante Abstimmung. Sie versuchte deshalb, in drei so genannten Aufständen vollendete Tatsachen zu schaffen.
Der oft gebrauchte Begriff „Aufstände“ ist falsch.
Denn es handelte sich nicht um Volkserhebungen polnisch gesinnter Oberschlesier, sondern um von polnischem Staatsgebiet aus inszenierte Aggressionsakte, die sich gegen das Selbstbestimmungsrecht der Bevölkerung richteten.
Der Oberagitator war Wojciech Korfanty
Auf seiten der Polen profilierte sich Wojciech Korfanty († 1939) – einer der vier aus Oberschlesien stammenden Reichstagsabgeordneten – in der Rolle des Agitators und Organisators der polnischen Gewalt auf deutschem Boden.
Schon während der Beratungen über den Friedensvertrag stand er mit dem polnischen Verhandlungsführer in Paris, Roman Dmowski († 1939), in enger Verbindung.
Am 28. Dezember 1919 ernannte ihn die Warschauer Regierung zum Leiter der polnischen Abstimmungskampagne.
Kurz vor dem Überfall der polnischen Truppen auf deutsches Reichsgebiet am 2. Mai 1921 erhielt er von dem polnischen Verteidigungsminister Kazimierz Sosnkowski († 1969) die Vollmacht, allein über Beginn und Verlauf der Aktion zu entscheiden.
Korfanty widersetzte sich zunächst den Forderungen nach einem offenen Waffengang, da er auf einen Wahlsieg hoffte.
Dies änderte sich erst nach der Abstimmungsniederlage.
Das Plebiszit wird vorbereitet
Beide Seiten richteten Ende 1919 ihre Plebiszitkommissariate ein, aus denen heraus die Kampagnen geführt wurden.
Korfanty tat dies von Beuthen aus. Kurt Urbanek († 1973), sein deutscher Widerpart, ließ sich in Kattowitz nieder.
Von Beginn an bestand eine enge Kooperation Korfantys mit dem Oberkommando der Zweiten Polnischen Armee im grenznahen polnischen Sosnowitz, das für die Operationen in Oberschlesien zuständig war.
Der erste Aufstand – die Bevölkerung macht nicht mit
Schon zwei Tage nach Unterzeichnung des Versailler Vertrages am 28. Juni 1919 plante die polnische Führung einen Einmarsch in Oberschlesien, wurde aber von Korfanty noch davon abgebracht.
Das Unternehmen sollte aber am 17. und 18. August 1919 nachgeholt werden. Es wurde aus Warschau jedoch mit Rücksicht auf die Weltmeinung im letzten Moment gestoppt.
Aufgrund einer Übermittlungspanne kam diese Nachricht nicht in der Beuthener Kommandozentrale an.
Die in Oberschlesien stehenden Aufständischen mußten ohne Unterstützung aus Sosnowitz losschlagen („1. Aufstand“).
Es war vorgesehen, die Kreise Kattowitz, Beuthen, Hindenburg, Rybnik und Tarnowitz zu besetzen, was auch teilweise gelang.
Deutsche Ordnungskräfte konnten aber schon am 20. August die eingenommenen Gebiete befreien.
Der Mißerfolg war aber nicht allein auf die ausgebliebene Unterstützung aus Polen zurückzuführen.
Entscheidend war vielmehr die fehlende Mitwirkung der Bevölkerung, die sich auch daran störte, daß die Kommandozentrale, wie auch die Führer der operativen Einheiten, zumeist mit Polen aus der Provinz Posen besetzt waren.
Die Franzosen lassen die Polen wüten
Als der Versailler Vertrag am 10. Januar 1920 in Kraft trat, zogen alliierte Besatzungstruppen in das Abstimmungsgebiet ein, nämlich 13.000 Franzosen, 2.000 Italiener und 1.000 Briten.
Die deutschen Sicherheitskräfte bestehend aus Grenzschutz, Polizei und Militär mußten im Gegenzug abgezogen werden.
Lediglich eine deutsche Sicherheitspolizei von 3.500 Mann wurde geduldet.
Diese Truppe war nicht geeignet, die Bevölkerung vor dem sich steigernden Terror polnischer Banden zu schützen.
Die französische Besatzung erwies sich zudem als sehr tolerant gegenüber polnischer Gewalt, überließ den Aufständischen sogar Handgranaten und Schußwaffen und duldete die Waffenzufuhr aus Polen.
Deshalb kam es am 17. August 1920 vor dem Gebäude des französischen Kreiskontrolleurs in Kattowitz zu der bislang größten deutschen Demonstration.
Als in die Menge geschossen und eine Handgranate geworfen wurde, gab es zehn Tote und viele Verletzte.
Obwohl die Täter nicht ermittelt werden konnten, kam es zu massiven Ausschreitungen gegen Polen mit polnischen Opfern.
Der zweite Aufstand mit Hilfe polnischer Truppen
Die Aufständischen nahmen dies zum Anlaß für einen neuen Waffengang.
Korfanty, der immer noch Zurückhaltung üben wollte, geriet durch die Ereignisse und durch das Oberkommando in Sosnowitz so unter Druck, daß er den Einsatz der polnischen Verbände anordnete, die diesmal auch durch Einheiten aus Polen unterstützt wurden.
Der sogenannte zweite polnische Aufstand erfolgte in der Nacht vom 17. und 18. August 1920.
Die Alliierten blieben bis auf die Italiener im Raum Ratibor weitgehend passiv. Sie sicherten lediglich die Zugänge in die großen Städte mit Panzersperren ab.
Soweit die deutsche Bevölkerung nicht dahin fliehen konnte, war sie Mord, Brandschatzung und Plünderung ausgesetzt.
Die polnischen Verbände eroberten schnell weite Gebiete.
Der eklatante Bruch des Versailler Vertrages setzte Frankreich unter Druck der Verbündeten.
Auch Korfanty fürchtete wiederum die Meinung der Weltöffentlichkeit.
Gegen den Widerstand seiner Insurgentenführer befahl er am 24. August die Beendigung des „Aufstands“.
Die Franzosen unterstützen den polnischen Terror
Der Vorsitzende der Interalliierten Kommission, der französische General Henri Le Rond († 1949), löste gleichzeitig die deutsche Sicherheitspolizei auf und setzte dafür eine ihm unterstellte paritätisch besetzte Abstimmungspolizei ein.
Polnische Waffenlager ließ er unangetastet.
Trotz wiederholten Vorgehens gegen den deutschen Selbstschutz und seiner weitgehenden Entwaffnung konnte sich dieser festigen.
Er nahm den Kampf gegen schwadronierende polnische Einheiten – vor allem die Hajok-Banden – auf.
Diese hatten sich zum Ziel gesetzt, die deutsche Bevölkerung durch Gewalt einzuschüchtern.
Die Abstimmung wird manipuliert
Die Abstimmung war für den 20. März 1921 vorgesehen.
Auf polnisches Betreiben wurden dreieinhalb Landkreise Oberschlesiens von der Abstimmung ausgeschlossen – nämlich die Kreise Neiße, Grottkau, Falkenberg und der westliche Kreis Neustadt.
Denn hier war mit einem hundertprozentigen Erfolg der Deutschen zu rechnen.
Stimmberechtigt war jede Person, die am 1. Januar 1921 das 20. Lebensjahr vollendet hatte.
Die Berechtigten wurden in vier Kategorien eingeteilt.
Wer dort geboren war, konnte abstimmen, auch wenn er nicht mehr in dem Gebiet wohnte.
Die Polen setzten durch, daß auch jene stimmberechtigt waren, die vor dem 1. April 1904 in Oberschlesien Wohnsitz hatten – selbst wenn sie als Illegale ausgewiesen waren.
Dies kam den vielen polnischen Fremdarbeitern zugute.
Die Abstimmungs-Parolen
Je näher der Abstimmungstermin heranrückte, desto mehr steigerte sich die Propaganda auf beiden Seiten.
Korfanty versuchte, die Menschen mit klassenkämpferischen Argumenten zu überzeugen.
Auch die religiöse Karte wurde mit Hinweis auf das evangelische Berlin gezogen.
Der Polen-Führer versprach eine Landreform und die berühmte Kuh.
Die gegen die deutschen Gutsbesitzer gerichteten Ziele sollten bei polnischen Landarbeitern verfangen, während im Industriegebiet gegen die Ausbeutung durch deutsche „Schlotbarone“ gewettert wurde.
Dies erzielte Wirkung bei polnischen Arbeitern, die in großer Zahl nicht nur in das Ruhrgebiet eingewandert waren, sondern sich auch in Oberschlesien niedergelassen hatten.
Die deutsche Seite entgegnete mit nationalen Argumenten und dem Hinweis auf das Elend in dem wenig entwickelten Polen.
Polen verliert die Abstimmung
Das Abstimmungsergebnis brachte – bei einer Stimmbeteiligung von 97,7 Prozent – für Deutschland 707.500 Stimmen (59,7 Prozent) und 478.800 Stimmen für Polen (40,3 Prozent).
Polen hatte sich mehr erhofft. Denn es ging davon aus, daß dort, wo bei einer Volkszählung Wasserpolnisch als Umgangssprache angegeben worden war, auch polnisch abgestimmt würde.
Diese einfache Sprache, die vor allem unter Landarbeitern und in den Vororten der großen Städte unter polnischen Zuwanderung der Verständigung bei der Arbeit diente, enthielt zu einem gewissen Teil Elemente der deutschen und der tschechischen Sprache.
60 bis 70 Prozent der Wörter wurden deshalb auch von Polen nicht verstanden.
Meist blickten sie hochmütig auf dieses Wasserpolnisch herab.
Auch die ethnische Zugehörigkeit war nicht allein maßgeblich für das Abstimmungsverhalten. Teilweise ging sogar ein Riß durch die Familien.
Polnische Waffen gegen das Abstimmungsergebnis
Korfanty legte den Alliierten schon am 22. März 1921 seinen Teilungsplan vor, der 59,1 Prozent des Abstimmungsgebiets – auf dem 70,1 Prozent der Bevölkerung wohnte – für Polen vorsah.
Er steigerte den Psychoterror erheblich, um die Bevölkerung aufzuhetzen.
Der Polen-Führer rief zur Gewalt auf und behauptete, die „Schlotbarone“ wollten Oberschlesien vernichten: Nur Pleß und Rybnik sollten an Polen fallen.
Die Warschauer Regierung übertrug Korfanty die Verantwortung für den Truppeneinsatz, hielt sich selber aber offiziell zurück, unterstützte ihn aber weiter mit Waffen und Truppen.
In der Nacht vom 2. und 3. Mai schlugen Polen im „3. Aufstand“ los.
Reguläre polnische Armeeeinheiten aus Sosnowitz vereinigten sich mit Aufständischen zu einer Streitmacht von 60 bis 80.000 Mann.
Unter dem Einsatz von Panzer- und Artillerie-Einheiten wurde das Land innerhalb weniger Tage bis zur „Korfanty-Linie“ besetzt.
Die Alliierten ließen – bis auf die Italiener – die Polen weitgehend gewähren. Sie errichteten nur Panzersperren vor den großen Städten.
Die britische Regierung verstärkte ihr Kontingent Mitte Mai um sechs Bataillone.
Die Briten durchschauen die polnische Taktik
Korfanty war aber insbesondere über eine Rede des britischen Premiers Lloyd George am 13. Mai vor dem Unterhaus besorgt.
George warf Polen vor, vollendete Tatsachen zu schaffen und sagte:
„Vom geschichtlichen Standpunkt hat Polen nicht das geringste Recht auf Oberschlesien, da dessen polnischer Bevölkerungsanteil erst durch neuzeitliche Einwanderung aufgrund von Arbeitsgelegenheiten entstand.“
Er unterstrich das Recht der Deutschen, sich zu verteidigen und fügte hinzu:
„Es ist unerträglich einem Vorschlag zuzustimmen, der zwei Millionen Deutsche unter Verwaltung eines Volkes stellt, das in der Geschichte gezeigt hat, daß es sich noch nicht einmal selbst regieren kann.“
Und: „Das muß zu einem neuen Krieg führen.“
Deutsche Freiwillige strömen nach Oberschlesien
Die Hiobsbotschaften über die Not der Deutschen bewirkten, daß viele Freiwillige in Freikorps nach Oberschlesien strömten.
In einer nächtlichen Aktion am 21. Mai 1921 griffen Freikorps mit 3.000 Mann die auf dem Annaberg verschanzten Polen an und konnten sie bereits am selben Tag von dort vertreiben.
Dieser Sieg hatte großen symbolischen Wert und verstärkte den Zerfallsprozeß der polnischen Einheiten.
Diese hatten schon vorher unter Disziplinlosigkeiten gelitten, vor allem bei den als Söldner bezahlten Kräften.
Obwohl größere polnische Verstärkungen herangeführt wurden, einschließlich Artillerie und Minenwerfer, mußten sich die polnischen Verbände immer schneller zurückziehen.
Die Alliierten unterstützen die polnische Minderheit
Die Alliierten ordneten angesichts dieser Lage den Rückzug der deutschen Einheiten an.
Um dem Nachdruck zu verleihen, zogen sie die Absperrungen um Tarnowitz ab, in das daraufhin polnische Insurgenten eindringen und Greuel an der deutschen Bevölkerung anrichten konnten.
Der deutsche Vormarsch wurde danach gestoppt.
Warschau hatte Korfanty mit Blick auf die Weltöffentlichkeit schon am 24. Mai zur Beendigung des Aufstands aufgefordert.
Die Alliierten bestimmten, daß sowohl die polnischen wie auch die deutschen Verbände das Abstimmungsgebiet bis zum 5. Juli zu verlassen hätten.
Die polnische Minderheit siegt auf der ganzen Linie
Die deutsche Hoffnung, daß das Abstimmungsergebnis anerkannt würde, erfüllte sich nicht.
Auf Betreiben Frankreichs, das an einer Schwächung Deutschlands interessiert war, wurde auf Beschluß des Völkerbundes das wichtigste Industriegebiet Polen zugesprochen.
Deutschland verlor 3.214 Quadratkilometer – das waren 29 Prozent – des Abstimmungsgebiets und 996.500 – also 46 Prozent – der 2.212.700 Einwohner.
Selbst Kattowitz, das mit 85 Prozent für Deutschland votiert hatte, ging verloren.
Polen erhielt 85 Prozent der Kohlenvorräte und 75 Prozent aller Industrieanlagen.
Lloyd George hatte sich gegenüber Frankreich und den USA nur sehr begrenzt durchsetzen können.
Ein Rechtsbruch
Nachdem die Abtretung Ostoberschlesiens am 15. Juni 1922 vollzogen war, begann für die Deutschen eine schlimme Zeit der Diskriminierung.
Zehntausende wurden ausgewiesen oder flohen vor der polnischen Unterdrückung.
Am 30. Mai 1922 tagte der Reichstag unter einer riesigen schlesischen Flagge mit Trauerflor.
Nachdem er sich einer Rechtsverwahrung angeschlossen hatte, erklärte der oberschlesische Abgeordnete, Prälat Karl Ulitzka, für das Zentrum:
„Die Entscheidung über Oberschlesien ist und bleibt ein Rechtsbruch, politisch eine Torheit und wirtschaftlich ein Verbrechen.“
Welcher Gegensatz zu dem fast einhelligen Applaus des Deutschen Bundestags 1990, nachdem er der Abtretung Ostdeutschlands zugestimmt hatte.
Merkwürdig ist auch die polnische Erinnerung an die Kämpfe in Oberschlesien.
Das jährliche Gedenken ist noch immer eine Heldenverehrung für die polnischen Aufständischen, die Tausenden den Tod gebracht hatten.
Beklagenswert ist auch der Umgang mit den Ereignissen in Oberschlesien in Deutschland.
Im Schlesischen Museum zu Görlitz wird Korfanty geradezu als Opfer dargestellt.
Zu ihm heißt es lediglich: „Da er die Wiederherstellung Polens unter Einschluß aller von Polen besiedelter Gebiete wollte, war er Zielscheibe deutscher Propaganda.“
Die Darstellung geschichtlicher Fakten stellt man sich anders vor.
Der Verfasser ist Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien.
http://www.kreuz.net/article.12944.html
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