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07. Januar - Hl. Valentin von Raetien
Im Jahre 375 hatte mit dem Hunnensturm die Völkerwanderung begonnen.
Von Osten her in Europa einfallend unterwarfen die hunnischen
Reiternomaden zahlreiche germanische Stämme oder zwangen sie zur
Abwanderung. Einen Höhepunkt erreichte die Hunnenherrschaft unter Attila
(433 - 453). Er fiel 451 mit seinen Reiterscharen in Gallien ein, das
etwa dem heutigen Frankreich entspricht, und 452 in Italien, wo der
heilige Papst Leo der Große (11.4.) ihm entgegentrat. Nach Attilas Tod
zerfiel sein Königreich rasch, und die den Hunnen bis dahin
unterworfenen Germanenstämme erhielten ihre Unabhängigkeit zurück, so
die seit dem Ende des 3. Jahrhunderts von den Westgoten getrennten
Ostgoten.
Zu jener Zeit bestand das römische Reich aus einer West- und einer
Osthälfte, da es nach dem Tode des Kaisers Theodosius (379 - 395) im
Jahre 395 endgültig geteilt worden war. Während der byzantinische Osten
bis 1453 weiterbestand (s. 23.2.), ging das weströmische Reich bereits
nach 81 Jahren unter (s. 8.1.).
In dieser Zeit der verfallenden
römischen Herrschaft im Westen kam der hl. Valentin, wohl als Mönch und
Priester, in die Provinz Raetien, die etwa das Gebiet von Südbayern,
Graubünden und Tirol umfaßte. Er kam von der Meeresküste her, stammte
also vielleicht aus Gallien.
Um 435 begann der hl. Valentin in
Batavis zu predigen. Nun lag diese Stadt gefährlich nahe dem Gebiet der
germanischen Rugier, deren Herrschaft bis zur Donau reichte. Die Rugier
überquerten die Donau bei ihren zahlreichen Beutezügen und drangen weit
nach Süden vor. Von Westen her drohten die heidnischen Alemannen über
den Lech nach Batavis vorzustoßen, obwohl dort noch Reste der sog.
Batavischen Kohorte stationiert waren. - Die germanischen Alemannen
hatten seit etwa 400 damit begonnen, ihr Stammesgebiet nach Süden
auszudehnen und den Westteil der Provinz Raetien, der etwa dem Schweizer
Kanton Graubünden entspricht, besiedelt. Die Alemannen bewohnten die
ländlichen Gegenden, während sich die dem Christentum anhangende,
romanische Bevölkerung in die befestigten Siedlungen zurückzog.
Es
waren unter Kaiser Theodosius die heidnischen Kulte zwar verboten
worden (vgl. 11.12.), doch mögen sie in der Stadt Batavis wie an anderen
Orten Raetiens wieder Zulauf erhalten haben angesichts der unsicheren
Zeiten. Andererseits mag man in Batavis auch Sympathien für die
arianische Häresie (s. 2.5.) gehegt haben in der Hoffnung, sich auf
diese Weise leichter mit den dieser Irrlehre ergebenen Rugiern
verständigen zu können. Jedenfalls werden in Batavis Leute regiert
haben, die den Glauben der heiligen Kirche ablehnten. So verwarfen sie
auch die Predigt des hl. Valentin. Dieser begab sich daraufhin nach Rom
zu Papst Leo dem Großen, der 440 sein Amt angetreten hatte.
Vom
Heiligen Vater ermutigt zog Valentin wieder nach Raetien und wurde in
Batavis erneut abgewiesen. Daraufhin kehrte er zum zweiten Mal zu Papst
Leo zurück, der ihn nun zum Bischof weihte und noch einmal in den Norden
zurücksandte.
Zum dritten Mal verwarf man in der Stadt Batavis
die Predigt des hl. Valentin. Dieser zog daraufhin fort, um anderswo in
Raetien zu predigen. Er wirkte danach vor allem unter der Bevölkerung
jener Gegend, die heute zum Kanton Graubünden gehört. Dort wird der
Heilige unter der romanischen Bevölkerung gewirkt haben, die in
einzelnen, größeren Siedlungen zwischen den heidnischen Alemannen
aushielt. Wie angegriffen auch der Glaube dort gewesen sein mag, man hat
doch den hl. Valentin nicht wie in Batavis abgewiesen, sondern wird ihn
und seine Botschaft eher dankbar aufgenommen haben.
Schließlich
begab sich der hl. Valentin in denjenigen Teil Raetiens, der heute Tirol
heißt. Dieser scheint noch nicht von heidnischen oder arianischen
Germanen heimgesucht gewesen zu sein. - Bald danach wanderten dort
Baiuwaren ein. - Auch im Gebiet von Tirol wirkte der hl. Valentin
segensreich. Er mag in jenem Gebiet ein Kloster gegründet haben, so daß
Spätere ihn als Abt bezeichnen konnten. Im Jahre 475, und zwar am
siebten Januar, dem Tag nach dem Fest der Erscheinung des Herrn (6.1.),
ist St. Valentin verstorben. Er wurde in Zenoburg begraben. Um 764 ließ
Herzog Tassilo III. von Bayern (748 - 788, gest. nach 794) die
Reliquien nach Batavis-Passau überführen.
Valentin von Raetien
wird ebenso als Patron gegen die Fallsucht angerufen wie Valentin von
Terni (14.2.). Möglicherweise beruht dies darauf, daß der Name dieser
beiden Heiligen ein wenig ähnlich klingt wie das Wort „fallen“, nach dem
die Krankheit benannt ist.
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